Rezension zu ,,Bösartig" von Greg F. Gifune


,,Bösartig" ist mit 228 Seiten am 23. Februar 2016 im Voodoo Press Verlag erschienen.

Inhalt:

Cameron Horne hat alles: eine intelligente, schöne Frau, die ihn liebt, ein großartiges Zuhause sowie eine erfolgreiche und einflussreiche Karriere. Sein Leben ist der wahrgewordene amerikanische Traum. Bis die Dinge anfangen, sich zu verändern. Ohne Vorwarnung stellt er ein seltsames Verhalten zur Schau, das er anscheinend nicht kontrollieren kann, erleidet Blackouts und Erinnerungsverluste, hat entsetzliche Albträume und entdeckt Blut an seinen Händen, das sein eigenes sein könnte … oder auch nicht. Als ein mysteriöser junger Mann, der die Zukunft zu kennen scheint, damit beginnt, in Camerons Garten aufzutauchen, verschlimmert sich die Lage weiter. Und als ihn dann auch noch Stimmen und Visionen heimsuchen und schattenhafte Figuren jede seiner Bewegungen beobachten, erwacht etwas tief in ihm und manifestiert sich in Handlungen extremer Wut und Gewalt. Verliert er seinen Verstand oder ist etwas Bösartiges hinter ihm her, das von ihm Besitz ergreift und ihn, der einst sanftmütig war, in jemand anderen ... etwas anderes verwandelt? Die Wahrheit wird Cameron Horne einholen, und es wird eine Hölle geben, die ihn dafür bezahlen lässt. (Klappentext)

Cover:

Ein gruselig aussehender Mann, sein Gesicht zu einem Schrei verzogen... Es gibt sicher viele Menschen, die dieses Cover gerne mögen - ich gehöre aber nicht dazu.
Ich finde, bei Horrorbüchern muss der Inhalt Horror sein, das Cover aber nicht, es ist mir zu viel des guten, zu ,,bösartig". Gleichzeitig aber auch passend zum Inhalt, auch wenn ich ein schlichteres Cover möglicherweise mit irgendwelchen Andeutungen besser gefunden hätte.

Charaktere:

Kommen wir bei dieser Rubrik direkt zur schwierigsten. Wie beschreibe ich den Hauptcharakter am besten, wenn er doch selbst nicht weiß was - oder wer - er ist?
Nunja, Cameron Horne ist also unsere Hauptperson. Er führt ein bislang tolles Leben mit einer tollen Frau, einem schönen Haus und einem Beruf, der ein gutes Einkommen mit sich bringt. Fast schon ein wenig zu perfekt, und so bemerkt er eines Tages, dass er sich verändert bzw. er ein anderer wird. Schlimme Visionen, Geräusche, die es nicht gibt und Erlebtes, was völlig unreal erscheint, begleiten ihn. Da das Buch in der ,,Ich-Perspektive" erzählt wird, fühlt der Leser mit Cameron stark mit und kann seine Verzweiflung verstehen.

Die vielen anderen Charaktere überzeugen ebenso.

Meine Meinung:

Dies war mein erstes Buch, was ich von Gifune lesen durfte. Das Büchlein mit einem Seitenumfang von nur 225 Seiten erweckt am Anfang nicht den Anschein, dass es sich um ein dichtes Werk handeln könnte, eher um eine Kurzgeschichte. Doch man irrt sich und die geringe Seitenanzahl halte ich bei diesem Werk letztendlich für passend.

,,Ein Mann - oder etwas, das aussieht wie ein Mann - bewegt sich schnell durch den Flur, seine Gliedmaßen klicken und klappern, während er auf allen vieren mit kahlem, bleichem und teigigem Kopf, der auf unmögliche Art nach hinten verdreht ist, auf mich zugekrabbelt kommt; hervortretende dämonische Augen blicken mich an." S.52

Gifunes Schreibstil ist definitiv sehr gut, er erzeugt durch seine bestimmte Wortwahl eine sehr melancholische Grundstimmung, stellenweise auch große Spannung. Dabei liest sich das Buch leicht, die Dialoge passen und auch die Beschreibungen halte ich für sehr gut - kurz und knapp, dabei aber zugleich detailliert.

,,Die Realität ist das, wovon wir denken, dass es echt ist, das woran wir glauben, und das, wovon uns gesagt wird, dass es real ist.
 Ja, denke ich. Bis es das eben nicht ist." S.105


Das Buch ist bösartig, nicht nur Cover, sondern auch der Inhalt. Die extreme Wut und Gewalt, wie es auf dem Cover steht, ist natürlich vorhanden, aber nicht in störender Weise. Für jeden Thriller- oder Horrorleser lesbar, anderen würde ich es jedoch nicht empfehlen. Teilweise sind die Visionen schon echt krass.

,,Dann dreht sie sich um und ist verschwunden, eine weitere verlorene Seele im Wind und im Regen, ein weiteres Schaf mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen, das still zur Schlachtbank trottet." S. 146

Es ist schon eine beängstigende Vorstellung, dass man irgendwann merkt, dass nichts mehr so ist wie es eigentlich war. Dass das eigene Leben möglicherweise bis zu einem gewissen Punkt nicht existiert hat, dass man sich verändert, schreckliche Visionen und Halluzinationen erfährt. Stellenweise ist das Buch auch mal sehr verwirrend, der Leser lebt eben das mit, was die Hauptperson auch erlebt und nunja - das ist eben stellenweise verwirrend, da man nicht weiß, was Traum, Realität oder einfach nur Unreal ist.

,,Jeder Vogel verlässt das Nest, doch am Ende findet er wieder nach Hause, Zeke. Wir sind gekommen, um dich zurückzuholen ... dahin zurück, wo du hingehörst, wo du geboren wurdest und wo dein wirkliches Leben wartet ... deine richtige Familie." S. 218

Stellenweise habe ich mich wirklich gefragt, wie Gifune das nur auflösen möchte. Als das Ende dann eintrat, war ich erst einmal verwirrt. Hä, mein erster Gedanke. An sich aber ein gutes, relativ schlüssiges, zugleich aber auch verwirrendes Ende mit gewissem Interpretationsraum, was ich aber auch ganz gerne mag. Nur hoffe ich, dass ich es auch richtig verstanden habe, aber da freue ich mich auf Diskussionen mit anderen Lesern, die dieses Buch auch gelesen haben oder noch lesen werden.

Fazit:

Gifune überzeugt durch eine melancholische Grundstimmung, einem puren Horrorszenario und bösartigen Handlungen. Ein paar verwirrende Stellen gibt es, alles in allem aber ein passendes Lesevergnügen, das sich kein Horrorfan entgehen lassen sollte. Auch wenn ich das Cover für grässlich halte - der Inhalt muss ja überzeugen, und das hat er, definitiv.
Das war definitiv nicht mein letztes Buch von Greg F. Gifune!

☆☆☆☆

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